Jetzt sind wir komplett

Seit Ende des Jahres 1996 wohnen wir nun zusammen in einem der schönsten Stadtteile Hamburgs, auf einem Grundstück mit viel Platz zum Spielen für die Kinder, auf der einen Seite der Botanische Garten, auf der anderen Seite Villenbebauung, mit einem Flüsschen, der Flottbek, die dem Stadtteil ihren Namen gab, 10 Fußminuten bis zur Elbe, leider an einer relativ stark befahrenen Straße.

In den 26 Wohnungen wohnen 40 Erwachsene im Alter von 30 bis 92 und 21 Kinder und Jugendliche von 1 bis 17 Jahren. Singles ohne Kinder, alleinerziehende Frauen, keine alleinerziehenden Männer, Paare ohne Kinder, Paare mit 1 bis 3 Kindern. Buntgemischt also Jung und Alt, wie der Name unserer Genossenschaft sagt.  Haupttreffpunkt ist zu jeder Jahreszeit das Gartenhaus, in dem die Mitgliederversammlungen und Sitzungen stattfinden, oft mehr Arbeit als Vergnügen. Hier werden auch Geburtstage gefeiert, hier erwarten die Kinder den Nikolaus, wir treffen uns zum Sylvesteressen, die Jugendlichen richten für Freunde Partys aus usw usw.

Im Sommer ist der Garten voller Leben. Wann immer das Wetter es zuläßt, herrscht hier ein buntes Treiben. Nicht alle wollen den Garten pflegen, aber alle wollen ihn nutzen, wollen bei seiner Gestaltung mitreden, mitentscheiden. Die Jugendlichen wollen auf den Rasenflächen Fußball spielen, ihre Eltern befürworten dies, andere sind dagegen. Notfalls regelt die MV, was nicht anders zu klären ist, es werden Entscheidungen gefällt, an die sich die Mitglieder halten. 

Als eines der zentralen Probleme beschäftigt uns immer wieder die Arbeitsverteilung.

Ein Wohnprojekt wie das unsere lebt von der Idee, dass alle Mitglieder gleiche Rechte und Pflichten haben. Solche Probleme lassen sich nur unzureichend durch Regeln lösen, die in der Satzung aufgeschrieben werden, und sie sind nicht leicht zu lösen in einer Gruppe wie der unseren, die irgend etwas ist zwischen Großfamilie und Genossenschaft. Nicht alle Mitglieder beteiligen sich in zufriedenstellender Weise an der Arbeit in den Arbeitsgruppen oder der MV, was für die anderen Mehrarbeit und Frust bedeutet. 

Bisher galt das Prinzip: Jedes Mitglied soll entsprechend seinen Möglichkeiten und Interessen in einer von ihm selbst gewählten Arbeitsgruppe mitarbeiten. Keiner wird gezwungen, bestimmte Arbeiten zu erledigen oder eine bestimmte Menge an Arbeit zu tun. Es soll kein moralischer Druck ausgeübt werden. Diese Meinung vertreten - natürlich - vor allem die Mitglieder, die eher weniger tun als die anderen, die die Hauptlast der Arbeit und auch der Verantwortung tragen. 

Inzwischen haben wir uns entschlossen, einen Teil der Finanzverwaltung zu delegieren, was hoffentlich den Arbeitsdruck vermindern wird. Das Problem der Wissens- und Machtkonzentration ist damit nicht gelöst. Wir bleiben im Gespräch, bis wir eine Lösung gefunden haben. In den inzwischen vier Jahren des Zusammenlebens haben wir gelernt, dass die Klärung von Konflikten, die durch das Zusammenwohnen, durch das Nebeneinander verschiedener Interessen entstehen, oft lange dauern und mühevoll und beschwerlich ist. Aber sie werden bei uns angegangen, und es wird eine Lösung oder ein Kompromiss gefunden, an den sich die Mitglieder halten. Wohnprojekte wie das unsere, so sie denn funktionieren, sind soziale Kunstwerke, und es ist viel guter Wille und Einsatz aller Beteiligten notwendig, sie zu erhalten.

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Sprung ins Jahr 2017

Es geht uns gut! Das war nicht immer so!

Wir kommen wirtschaftlich zufriedenstellend über die Runden, und unser Zusammenleben funktioniert gut, was nicht immer der Fall war. Wir sind durch Höhen und Tiefen gegangen und gemeinsam und gestärkt daraus hervorgegangen.

Wir haben dazugelernt - Wir haben gelernt, uns mit unseren unterschiedlichen Interessen und Gewohnheiten aufeinander einzustellen und Rücksicht zu üben. Wir leben miteinander, manchmal auch nebeneinander. Toleranz! Kein Schlagwort, sondern ein Lebensprinzip.